Nachdem der letzte Zeitungsreporter gegangen war machten wir uns schnell auf in die Socken, um endlich die ersten Stadtteile von Rio zu entdecken – Zentrum und Lapa! Die Fähre bringt Passagiere alle 20 Minuten für 1,30€ von Niterói nach Estacao das Barcas, im Zentrum von Rio, von da aus ist es nur noch ein Katzensprung nach Lapa, das für seinen Aquädukt und seine Kolonialarchitektur bekannt ist.

Schon am Fährhafen merkt man das sehr starke Sicherheitsaufgebot. Überall stehen mindestens 2 Autos mit „Centro Präsente“, wohl sowas ähnliches wie Stadt- /Zivilpolizei. Alle 5 Minuten fahren Polizeimotorräder und große Militär-Pritschen LKWs an uns vorbei. Ich fühle mich sehr sicher!

Ich fühle mich so sicher, dass ich mich sogar traue meine Spiegelreflexkamera auszupacken und dauerhaft, um das Handgelenk gewickelt, in der Hand zu halten.

Nach der ersten Hauptstraße biegen wir in eine ruhige Gasse ab, mit erstaunlich bunten Häusern. Die Farbgestaltung der Fassaden ist in Brasilien eine Augenweide. Die Saftigkeit und Intensität der Farben erfreut das Auge, da ist es fast zweitrangig ob der Putz noch dran ist. Da tun einem manchmal unsere strengen Bebauungsvorschriften fast schon leid, bunte Wände beeinflussen das Gemüt so schnell!

Wir sind mitten in das Mittagsgeschäft der Restaurants hineingestolpert, fast alle Tische vor den Restaurants sind voll. Die Anzugträger und -innen, essen meistens Reis mit Bohnen und Pommes (ja, alles zusammen auf einem Teller) und einem Stück Fleisch oder einer Art Bratwurst, die aber gröber und stärker gewürzt ist als die der Deutschen.

Um dem Tischslalom zu entgehen konzentrieren wir uns auf die Kirchen bis die Straßen etwas leerer werden. Und was soll man über die alten Gotteshäuser nur sagen? Ihr seht es selbst, die Katholiken schmückten schon immer ihre Kirchen sehr gern, doch hier, so weit von Rom entfernt, hat mich der Prunk doch etwas überrascht. Es liegt aber auch sicherlich an Rio selbst, denn auf dem Land besitzen die meisten religiösen Bauten bei weitem weniger Gold, Heiligenstatuen und andere Innenverzierungen.

In einer der Kirchen haben wir sogar eine offizielle russische Olympiamannschaft entdeckt (erkennbar an der Russland-Olympia-Teamkleidung). Auf die Frage welcher Disziplin die 3 Frauen angehörten sagte mir eine, erstaunlich tiefe, weibliche Stimme kurz und knapp: „Rudern“. Ich sagte „Spasiba“ und ging schnell weiter.

Der Verkehr ist hier gefühlte 3 mal schneller als bei uns doch gehupt wird viel seltener als man glaubt, ich könnte wetten dass die Pariser um einiges häufiger die Hupe betätigen! Wenn man nach 1,5-2 Stunden der besinnlichen Ruhe wieder in die Straßenschluchten des Geschäftszentrum eintaucht, fühlt man sich kurz wie in Frankfurt am Main. Die Skylines, die Essensstände, die überfüllten Zeitungskiosks, alles gleich…. wenn nicht die ewig leckenden Klimakästen immer auf die darunter laufenden Passanten tropfen würden, wenn sich nicht immer wieder Kolonialbauten zwischen die Hochhäuser verlaufen würden oder die fast schon sozialistischen, mit Eichenplatten vollvertäfelten Foyers einen in den Eingängen begrüßen würden, dann…, dann wäre es ein Geschäftszentrum im südlichen Teil Europas.

Mein deutsches Herz geht natürlich eher im historischen Viertel auf. Es ist schade um die verfallenen Häuser, um die Geschichte, doch wie uns der Besitzer eines Design- und Antikmöbel-Geschäfts erläutert hat, steigt das Geschichtsbewusstsein bei der Brasilianern. Die Wertschätzung der Altbauten, das Erhalten der Baukunst, die Liebe zu altem Produkt- und Möbeldesign nimmt zu und gibt Grund zu Hoffnung.

Im Rausch der Fotomotive blieben Tim und ich öfters mal stehen, im Laufe des Tages sprachen uns 3 sehr nette Brasilianer auf die Kamera an und dass wir gut auf das teure Stück aufpassen sollen. Offensichtlich ist die Fürsorglichkeit größer als die Kriminalität, zumindest tagsüber.

Nach dem ersten Tag in Rio macht es definitiv Lust auf mehr!!! Die Stadt ist bunt, abwechslungsreich und steckt voller Überraschungen. Hier kann man locker einen Monat verbringen und immer noch nicht alles sehen haben! Wandertouren, Museen, Stadtviertel, Streetart, Straßenfeste, Olympia, Wassersport, unsere To-Do Liste wächst manchmal stündlich!!!

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2 Comments

  1. Pingback: Tag 2 in Rio | Star Travel

  2. Hat es die Russin mit der erstaunlich tiefen Stimme also durch die Doping-Kontrolle geschafft?!? ?

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